Wieviel es mindestens sein müsste

Der Staat legt im Regelsatz für ALG II (Hartz IV) fest, was wir zum Leben brauchen. Dies ist absichtlich niedrig berechnet, um Druck auf die Erwerbslosen und auf die Löhne auszuüben.

Momentan sind 409 Euro für einen Erwachsenen vorgesehen. Es müssten aber mindestens 600 Euro sein, um das Existenzminimum abzudecken (siehe Tabelle).

Hier nur ein Beispiel: Die Ernährung.
Für Essen und Trinken stehen einem Erwachsenen 4,83 Euro am Tag zu. Darin sind 60 cent für Getränke vorgesehen.
Für das Mittag- und Abendessen sind 1,88 Euro vorgesehen, für das Frühstück 0,93 Euro. Für Zwischenmahlzeiten ist nichts vorgesehen.
Ein Erwachsener braucht im Durchschnitt rund 2500 Kalorien am Tag, um sich ausreichend zu ernähren und bewegen zu können. Für 1000 Kalorien braucht man 3,15 Euro, wie Berechnungen des Instituts für Kinderernährung in Dortmund ergeben haben. Für 2500 Kalorien bräuchte man also 8,03 Euro am Tag. 4,69 Euro reichen nur für ca. 1500 Kalorien. Es fehlen also 100 Euro im Monat für Ernährung.

Dass man von einem Lohn von 8,84 Euro brutto nicht leben kann, ist kein Geheimnis. Ein Alleinstehender müsste schon bei einer Warmmiete von 381 Euro Hartz IV beantragen.

Um einen Lohn zu errechnen, der das Minimum abdeckt, muss man zu den 600 Euro, die für Essen, Strom, etc. vorgesehen sind noch hinzuzurechnen:

– durchschnittliche Wohnkosten von 420 Euro

– und einen zusätzlichen Betrag von 300 Euro, der bei Erwerbstätigen die zusätzlichen Kosten (erhöhte Mobilität, gesteigerter Bedarf an Kleidung, etc.) abdeckt.

Daraus ergibt sich eine Summe von 1320 Euro netto, die durch einen Mindestlohn abgedeckt werden müssten. Das wären ca. 1900 Euro brutto im Monat, bei einer 38,5-Stunden-Woche wären das 12,33 Euro in der Stunde brutto.

 

Immer mehr Menschen arbeiten nur Teilzeit oder sind geringfügig beschäftigt. Mit ihrer geringeren Stundenzahl kämen sie nicht auf das nötige Minimum. Deshalb ist eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 30 Stunden notwendig, um die Arbeit besser zu verteilen. Dies muss aber bei vollem Lohnausgleich stattfinden, sonst wäre es ein Lohnverlust für alle. Und es muss bei vollem Personalausgleich stattfinden, sonst würde es nur zu härterer und intensiverer Arbeit bei den Beschäftigen führen und nicht zu einer besseren Verteilung der Arbeit.

 

Benni fragt: Warum?

Benni und  seine Mutter kommen mit der 1. Mai-Demonstration auf den Römer. Benni sieht viele Plakate auf denen „Mindestlohn“ steht. Da stellt er seiner Mama einige wichtige Fragen.

 

Warum wollt ihr einen Mindestlohn, Mama? Warum nicht den höchsten Lohn?

Du hast gut reden. Wir wären froh, wenn wir den Mindestlohn bekämen, der das Nötigste zum Leben abdeckt. Der Chef gibt uns doch nicht einfach den Lohn, den wir uns wünschen, sondern nur das, was er uns geben will. Oder besser gesagt, wozu wir ihn gemeinsam zwingen können.

Und wie wird die Lohnhöhe bestimmt?

Unsere Löhne werden nicht für unsere Arbeit oder gar für unsere Leistung bezahlt. Wie sollte auch die Arbeit eines Bauarbeiters mit der Arbeit eines Ingenieurs oder gar einer Sängerin in Zahlen verglichen werden? Wenn wir auch nur kurz darüber nachdenken, merken wir, dass das nicht möglich ist. Der wirkliche Wert der Arbeit, also seine Nützlichkeit, ist nicht in Geld zu messen.

Aber wie berechnet sich denn dann der Lohn?

Fangen wir mal ganz unten an, bei den Niedriglöhnen. Diese werden entsprechend des gesellschaftlichen Existenzminimums berechnet. Eigentlich ist das ja auch offensichtlich: die Menschen kommen gerade so über die Runden. Bei Familie und Kindern wird es schon schwierig. Der Unternehmer will ja nur, dass die Arbeiter am nächsten Tag zur Arbeit kommen. Bei einfachen Arbeitern ist es ihm fast egal, wer es ist. Bei komplizierteren Arbeiten zahlt er etwas mehr, weil er die Leute bei sich behalten will. Die haben nämlich Erfahrung im Betrieb und haben spezielle Kenntnisse.

Rechnet dann jeder Chef den Lohn für seine Arbeiter aus?

Nein. Den untersten Lohn gucken die sich bei der Arbeitslosen- und Sozialhilfe ab. Diese Summe bekommen ja Menschen, damit sie überleben. Für die Niedriglöhner gibt es dann etwas drauf, weil die müssen ja z.B. jeden Tag zur Arbeit fahren. Und auch das kostet Geld. Je niedriger also die Sozialleistungen vom Staat für Erwerbslose sind, umso mehr sinkt auch der Lohn. Die staatlichen Gerichte, die Regierungen und die Unternehmer versuchen immer, diesen Satz zu senken. So können sie auch den Lohn herabsetzen.

Und warum bekommen die Menschen nicht einfach mehr? Das wäre doch gerechter.

Naja. So einfach ist das nicht. Was für die Arbeitenden bezahlt wird, fehlt dem Unternehmer an Profit. Deshalb will er auch nicht mehr, sondern immer weniger bezahlen. Oder er versucht uns für das gleiche Geld mehr arbeiten zu lassen. Je länger wir schuften, springt am Ende des Tages mehr für ihn raus.

Aber wieso kann er das einfach machen?

Das ist wiederum eine Frage von Haben und Nichthaben. Der Unternehmer, Arbeitgeber, Kapitalist – nenn ihn, wie Du willst – besitzt nunmal nicht nur die Fabriken, die Maschinen, den Boden und Werkzeuge, er besitzt auch dazu noch soviel Geld, dass er sich mehr oder weniger Alles kaufen kann. Außerdem sind die viel besser organisiert, sie haben die Mittel und die Macht in dieser Gesellschaft.

Und woher haben die das alles her?

Das ist eine lange Geschichte. Sagen wir es mal so: die haben sich das bestimmt nicht selbst erarbeitet. Alles, was wir hier als Reichtum haben, ich meine die ganze Gesellschaft, das ist doch nur durch Arbeit entstanden. Und gearbeitet haben immer nur die, die keine andere Wahl hatten, weil sie sonst verhungert wären. Wer baut denn die Maschinen, die Autos und die Häuser, die Straßen und die Schulen, wer bringt den Strom und schafft den Müll weg? Und wer das dann besitzt, ist derjenige, der die Macht hat. Früher waren es Könige und Kaiser, heute sind es Konzerne und Banken.

Ich verstehe aber nicht, warum diese Menschen dann für ihn arbeiten, wenn er nicht bereit ist, mehr herzugeben?

Haben sie denn eine andere Wahl? Wenn jemand nichts hat außer seine Arbeitskraft, was soll er oder was soll sie denn machen? Die Mehrheit der Menschen hat doch kaum was anderes, als ein bisschen Klamotten und Möbel. Alles, was man verdient, braucht man ja zum Essen. Manche haben doch auch nicht einmal das oder nur schlechtes Essen.

Können wir die nicht bei den nächsten Wahlen einfach abwählen?

Das können wir ja versuchen. Aber ich garantiere dir, dass dann die nächsten eingekauft werden, die wir gewählt haben. Keiner gibt seine Macht und sein Reichtum einfach so ab. Die Kapitalistenklasse hat das nie gemacht und wird es niemals tun.

Aber was können wir dann tun? Sollen die Menschen zu Hause bleiben? 

Das geht ja gar nicht. Aber es gibt eins, was sie wirklich sehr stört, das ist der Streik. Um höhere Löhne zu bekommen, bleibt uns gar nichts anderes übrig als zu streiken. Aber auch demonstrieren und sich gemeinsam für unsere politischen Forderungen einsetzen ist wichtig. Am besten alles zusammen. Der 1. Mai ist ja genau so entstanden. Für den 8-Stunden-Tag haben an diesem Tag alle Arbeiter gestreikt, denn der 1. Mai war damals kein Feiertag.

Schulzengel brauchen wir nicht – Heraus zum 1. Mai!

Dass Martin Schulz ein Engel ist, glauben wahrscheinlich nicht einmal die SPD-Anhänger. Aber dass er für mehr soziale Gerechtigkeit steht, sollen wir alle glauben. Aber für welche Politik steht Martin Schulz und die SPD und was ist von ihren Vorschlägen im Bundestagswahlkampf zu halten?

Martin Schulz hat die Agenda 2010 und damit die Politik der Verarmung und des Lohnabbaus vertreten und verteidigt. Er sagte noch 2015: „Dass es Deutschland heute besser geht als anderen europäischen Staaten, hat vor allem mit der Agenda 2010 zu tun.“ Als Präsident des Europa-Parlaments verlangte er, dass in Griechenland und den anderen südeuropäischen Staaten streng gespart werden müsste. Sinkende oder stagnierende Löhne, Kinderarmut und arme Rentner in Deutschland und in Griechenland sind die bewußt in Kauf genommene Folge.

Nun macht der Kanzlerkandidat Schulz Vorschläge zur Sozialpolitik. Er spricht oft von den „hart arbeitenden Menschen“ und denen, „die sich an die Regeln halten“.  Er meint, es könne nicht sein, dass jemand lange gearbeitet habe und von Hartz IV leben müsse. Es soll deshalb ein sogenanntes ALG Q geben. Der Bezug von ALG I soll auf bis zu 48 Monate verlängert werden, wenn man an einer Qualifizierungsmaßnahme teilnimmt, falls man eine von der Bundesagentur für Arbeit angeboten bekommt. Der Vorschlag ist angenehm unverbindlich – für den Wahlkampf genau das Richtige. Es geht vor allem darum,  Ältere, die kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, in Maßnahmen zu „parken“, damit sie  aus der Statistik herausfallen. Danach winken Zwangs-Frührente oder Hartz IV. Die meisten haben nichts von dem Versprechen, denn sie beziehen im Durchschnitt nur vier Monate ALG I und arbeiten dann wieder oder bekommen Hartz IV.

Die SPD setzt die Spaltungspolitik fort, denn an Hartz IV soll sich nichts ändern. So nach dem Motto, das sind ja nicht die, die hart arbeiten und sich an die Regeln halten. Eine Propaganda-Lüge. Denn die meisten Hartz IV-Empfänger arbeiten, sind arbeitslos und arbeiten wieder. Oft für Löhne, die zu niedrig sind, um eine Familie zu ernähren.

Martin Schulz will die Managergehälter auf 500.000 Euro im Jahr begrenzen, also 41.000 Euro im Monat. Soviel verdienen die meisten Menschen nicht einmal im Jahr, sie müssten rund 3500 Euro im Monat verdienen, um auf solch ein Jahreseinkommen zu kommen, das die SPD als Monatseinkommen für Manager vorschlägt.

Wenn man von einem durchschnittlichen Monatslohn von 2500 Euro ausgeht, würden Manager immer noch 16 mal so viel verdienen. Außerdem ist der Vorschlag nur indirekt, da nur die steuerliche Absetzbarkeit der Managergehälter  bei 500.000 Euro im Jahr gedeckelt werden soll. Und: Die Riesenvermögen der Eigentümer der großen Konzerne, wie Porsche, Siemens, Quandt (BMW) blieben völlig unangetastet. Es ist also auch nur ein Trick.

Für Frieden steht Martin Schulz übrigens auch nicht. Er hat nicht nur die Rüstungspolitik der EU verteidigt, sondern auch das aggressive Vorgehen der EU in der Ukraine gefördert und den Konflikt mit Russland angeheizt.

Dass nun alle führenden Politiker der Linkspartei – und wohl auch die meisten Mitglieder – eine rot-rot-grüne Koalition anstreben, sagt vor allem etwas über die Entwicklung der Linkspartei. Sie ist selbst Teil der herrschenden Politik geworden. Wir haben gesehen, was sie als Teil von Landesregierungen gemacht hat: Eine Politik der Verarmung, der Privatisierung und des Sozialabbaus, die Politik der großen Konzerne. Die Linkspartei in Griechenland hat ebenfalls eine drastische Kürzungspolitik durchgesetzt. Rot-rot-grün würde also nichts Gutes für uns bedeuten. CDU und FDP sind bekannt als Parteien der Konzerne und die AfD will die sozialen und gewerkschaftlichen Rechte bekämpfen und heizt die Spaltung der Arbeiter an. Wir, alle Lohnabhängigen, müssen uns organisieren und gemeinsam für unsere Interessen kämpfen.

Aufruf “Gemeinsam gegen Nazis” von 650 Menschen unterzeichnet

zsev initiative photo 2017 04 27 06 41 02Im vergangenen Jahr wurde die Gedenkstätte für die ehemalige Synagoge in Rödelheim geschändet. Nun wurde ein Aufruf “Gemeinsam gegen Nazis” von mehr als 650 Menschen unterschrieben und ein Plakat mit den Unterschriften am Bahnhof Rödelheim angebracht. Wir haben die Initiative unterstützt und bei der Einweihung des Plakats eine kleine Rede gehalten:

Liebe Rödelheimer, liebe Freunde,
Schon seit unserer Gründung kämpft unser Verein Zusammen e.V. gegen das Vergessen der Opfer des Faschismus. Besonders in Erinnerung ist uns der Besuch von Edith Fröhlich in unseren Vereinsräumen geblieben. Die gebürtige Rödelheimerin konnte 1939 mit ihrer Eltern aus Deutschland fliehen, während ein großer Teil ihrer Familie im Konzentrationslager ermordet wurden, weil sie Juden waren. 
Wir vom Verein waren geschockt und betroffen von der Schändung der Gedenkstätte für die Opfer des Naziterrors. Auch wenn die Täter nicht bekannt sind, deuten die verwendeten Symbole darauf hin, aus welcher braunen Ecke sie kommen. Die Schändung ruft uns schmerzlich ins Bewusstsein dass auch wenn Rechte und Faschisten hier im Stadtteil nicht offen auftreten, sie doch da sind und es offenbar einige Leute gibt, die wünschten dass das Schild am Ortseingang: Stadtteil gegen Rassismus möglichst bald wieder verschwinden möge. Die Schändung hat aber auch gezeigt dass die Mehrheit der Rödelheimer schnell reagiert und entschlossen ihr Denkmal für die Opfer des Naziterrors verteidigt haben.

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Interview mit Mohamed Naved Johari über anti-islamischen Rassismus, Salafismus und Charlie Hebdo

MNJWir haben mit dem Imam der deutschsprachigen Gemeinde in Frankfurt-Gallus über die anhaltende Hetze gegen die islamische Gemeinde und über den Angriff von Aktivisten der “Antifa United Frankfurt” auf einen muslimischen Imbiss gesprochen. Es geht um Rassismus, das Feindbild “Salafismus” und über Charlie Hebdo. Mohammed Naved Johari ist besorgt über die verschärfte Diffamierung von Muslimen, die nun auch im linken Gewand vorangetrieben wird, was den Rechten Auftrieb und Legitimation verschafft.

Schaut euch das Video an, auch wenn ihr wissen wollt, was eigentlich “Salafismus” ist:
https://www.youtube.com/watch?v=3LKGMgZt-yc

Interview mit SadiQ zum Angriff auf seinen Laden

Ztv-Interview.jpgWir haben SadiQ zu den Angriffen auf seinen Laden Free’s BUDE befragt und wie er zur Antifa steht. Er geht auch auf die Frage ein, wie Salafismus als Feindbild aufgebaut wurde und Muslime diffamiert werden und was man dem entgegen halten muss.
Wir haben uns über das Gespräch gefreut und finden, so soll es sein: Offen miteinander reden und die Gräben, die von anderen aufgerissen werden, überwinden. Gemeinsam gegen RassismusFaschismus und Krieg!

https://www.youtube.com/watch?v=dN67aczB054

Finger weg von SadiQ’s Laden – Finger weg von unseren muslimischen Nachbarn!

Sie sagen Salafisten,
meinen aber Muslime!
Sie greifen Muslime an,
Gemeint sind wir alle!
 
Ein Laden in Frankfurt Bockenheim wird angegriffen. An den Betreiber und Leute wie ihn wird von den Angreifern eine Warnung ausgesprochen. Der Grund für den Angriff: er soll sich in „salafistischen Kreisen“ bewegen und aus Sicht der Angreifer damit, ohne weitere Erklärung, auch den IS unterstützen. Dass sich SadiQ Free, ein bekannter Rapper aus Frankfurt Sossenheim mehrmals explizit und öffentlich vom IS distanziert hat, interessiert offensichtlich nicht.
Es liegt ein Bekennerschreiben vor und das steckt voller antimuslimischer Vorurteile und Hetze. Die Angreifer nennen sich selbst ,Antifa United Frankfurt‘.
 
Recherchen ergeben, dass der gleiche Laden, der vorher von einem anderen Muslim betrieben wurde, dreimal Zielscheibe von Angriffen war. Zweimal wurden die Scheiben des Ladens zerstört und es gab einen versuchten aber glücklicherweise gescheiterten Brandanschlag. Dem vorherigen Betreiber wurde auch Nähe zur salafistischen Szene vorgeworfen.
 
Unabhängig davon, wie SadiQ zum Salafismus steht, fragen wir uns, ob sich heute in Frankfurt am Main ein Muslim, der sich selbst der salafistischen Strömung des Islam zuordnet und dazu bekennt, um seine Existenz, ja vielleicht um seine körperliche Unversehrtheit fürchten muss. Und muss er sich vor denen fürchten, von denen er eigentlich Schutz erwarten sollte? Es macht den Eindruck, als hätte der antimuslimische Rassismus mittlerweile Einzug in linke und demokratische Kreise erhalten. Wie selbstverständlich werden Muslime unter Generalverdacht gestellt und müssen sich ständig rechtfertigen und belegen, dass sie nicht zu den Gefährdern gehören. Wer aber definiert, wer in dieser Gesellschaft Gefährder ist? Verfassungsschutz und Polizei? 
 
Wie ist das zu erklären?
Das Phänomen heisst „Neue Rechte“. Geert Wilders in den Niederlanden, Pegida und andere sagen, dass der Kampf gegen Faschismus heute der Kampf gegen den Islam sein muss. „Antifa United Frankfurt“ scheint das ähnlich zu sehen: Salafismus = Faschismus, also antifaschistischer Kampf heisst Kampf gegen Salafismus? Weder Geert Wilders in den Niederlanden, noch diese „Antifa“ müssen das scheinbar genauer erklären. Sie können sich dabei auf die Meinungsmache der Medien verlassen. Diese machen aus jedem Dschihadisten einen Salafisten und aus jedem Muslim einen potentiellen Salafisten. Der Generalverdacht ist damit geschaffen.
 
Zurück zu Frankfurt
Wir, der Verein Zusammen e.V., stellen uns vehement und klar gegen diesen antimuslimischen, im Kern zutiefst rassistischen und menschenfeindlichen Angriff auf den Imbissladen in der Leipziger Straße. Wir sind eine Vereinigung von Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Glaubens. Wir sind Nachbarn, Kollegen, ja einfach Frankfurterinnen und Frankfurter. Wir werden uns weder von alten, noch von den neuen Rechten spalten lassen, egal als was sie sich tarnen.
 
Unser Verein sieht sich seit seiner Gründung in der Tradition der kämpferischen, antifaschistischen Arbeiterbewegung in Deutschland. Internationale Solidarität, Antifaschismus und Antirassismus sind feste Bestandteile unseres Selbstverständnisses. Es ist für uns nichts Neues, dass Rechte und Faschisten versuchen, unsere Begriffe gegen uns zu wenden, um uns zu verwirren und zu spalten. Deshalb stellen wir hiermit unmissverständlich fest, dass Antifaschismus und Antirassismus keine beliebigen ,Labels‘ sind, die sich Rechte selbst geben können. 
 
Wir wenden uns hiermit an alle Menschen in Frankfurt, die es nicht mehr mit ansehen wollen, wie aus unserer Mitte Einzelne herausgepickt und angegriffen werden. Wir wollen zeigen, dass wir solidarisch sind und uns gegen jeden Angriff wehren, der auch nur einen von uns trifft. Wir lassen uns nicht zu Mittätern machen, indem wir stillschweigend dem Treiben der Neuen Rechten zusehen und ihre verbrecherischen Attacken dulden.
 
Wir, ganz gleich welcher Weltanschauung und welcher Herkunft, lassen uns weder zu Opfern, noch zu Tätern machen. Greift ihr einen von uns an, greift ihr uns alle an.
 
Wir haben kein Interesse daran, dass unsere Reihen gespalten werden, wenn wir für unsere gemeinsamen Interessen einstehen, wie ein guter Lohn, menschenwürdiger Wohnraum, Bildung und Frieden.
Wir fragen uns aber, wer ein Interesse daran hat, uns zu spalten und gegeneinander auszuspielen. Warum ist die veröffentlichte und öffentliche Meinung so stark und immer stärker von Rassismus, vor allem von antimuslimischen Rassismus, geprägt? Wer will uns spalten? Wer fürchtet sich vor unserer Solidarität?
 
Finger weg von SadiQ‘s Laden, Finger weg von unseren muslimischen Nachbarn, Kollegen und Kumpels. 
 
Was wir jetzt brauchen, ist ein Zeichen der Solidarität. Wir suchen das Gespräch mit SadiQ und rufen alle Menschen und vor allem die Nachbarn aus der Leipziger Straße auf, das Gleiche zu tun.
 
Zusammen e.V.
 
 

Philipp-Holzmann-Schule: Abschiebung einer Schülerin nach Afghanistan droht

Eine Auszubildende für den Beruf der Bauzeichnerin, Schülerin der Frankfurter Philipp-Holzmann-Schule (Berufsschule für Bautechnik), soll mit ihrer Familie innerhalb weniger Tage das Land verlassen und nach Afghanistan zurückkehren.

Dies sei ein sicherer Herkunftsstaat – so das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im Ablehnungsbescheid an die Familie, die einen Asylantrag gestellt hatte.
Die Mitschüler/innen ihrer Klasse und die Schülerinnen- und Schülervertretung der Schule (SV) haben sich gestern und heute mit der drohenden Abschiebung beschäftigt und möchten hiermit die Öffentlichkeit auf den Skandal aufmerksam machen, eine in der Vergangenheit bedrohte Familie, die deshalb ihre Heimat verlassen hat und in Deutschland Schutz sucht, eiskalt in die bedrohliche Umgebung zurückzuschicken, aus der sie glücklich entkommen war.

Wir wollen mit diesen Informationen auf den Fall aufmerksam machen und bitten um Unterstützung!

Nähere Informationen: https://wurfbude.wordpress.com/2017/01/20/drohende-abschiebung-einer-frankfurter-auszubildenden-nach-afghanistan-verhindern/

Pfarrer Dr. Hans Christoph Stoodt
Philipp-Holzmann-Schule, Frankfurt
Schulseelsorger und SV-Lehrer

Unterstützung für die Busfahrer

Heute wurden die Tarifverhandlungen der Busfahrer in Hessen fortgesetzt, die Streiks aber auch, um den Druck auf die Arbeitgeber aufrecht zu erhalten. Morgen soll weiter gestreikt werden.
Wir waren heute bei den streikenden Busfahrern am Busdepot Römerhof, um Kreppel, Schokolade, Kaffee und Unterstützung vorbeizubringen. Wir haben uns lange unterhalten. Die Stimmung war gut und entschlossen. Wir haben lange über die verworrenen Strukturen des öffentlichen Nahverkehrs gesprochen, die durch die Privatisierungspolitik geschaffen wurden.
Die Kollegen sagen, sie sind ein “Stiefkind” der städtischen VGF. Früher waren sie eine private “Tochter” der VGF, jetzt sind sie eine “Schwester” innerhalb der städtischen Holding, zu der auch die VGF und weitere städtische Unternehmen gehören, aber eben mit schlechten Arbeitsbedingungen und mit dem schlechten Tarifvertrag. Der wird auch HLO genannt, nach dem Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer.
Er sieht deutliche Verschlechterungen vor, insbesondere bei den Arbeitsbedingungen und Pausenregelungen. Für viele Kollegen ist es nicht möglich, auf Toilette zu gehen, weil auf einer Linie weniger Fahrzeuge eingesetzt werden und deshalb die Taktung sehr eng ist. Bevor man also zum Klo gekommen ist, muss man schon weiter fahren. Dafür werden Standzeiten und Wendezeiten als unbezahlte Pausen abgezogen. Man kann also die vorgesehenen Pausen nicht machen und kriegt dafür andere abgezogen. Ein Kollege brachte es auf den Punkt: “Man kriegt etwas abgezogen, was man gar nicht hat.” Das muss man erstmal hinkriegen.
Die Busfahrer waren sich einig, dass dieses ganze System der verschiedenen Tarifverträge absichtlich so verschachtelt ist, damit man nicht mehr durchblickt, “damit beschäftigen sich Leute der Arbeitgeber wissenschaftlich und professionell, um es uns schwer zu machen.” Die Forderung nach 13,50 Euro Stundenlohn ist eigentlich noch recht bescheiden. In Baden-Württmeberg verdienen Busfahrer 15 Euro und mehr. Aber selbst für diese 13,50 wird wahrscheinlich noch ein längerer Kampf nötig sein. Die bitterste Auswirkung der niedrigen Löhne und schlechten Arbeitsbedingungen ist, dass viele Busfahrer 220 Stunden und mehr im Monat arbeiten müssen, um auf 1700 bis 1800 netto zu kommen. “Das macht dich kaputt, so lange konzentrieren. Das machst du ein paar Jahre, dann geht dein Körper langsam kaputt.” Die Kollegen sind auf die Überstunden und Zuschläge angewiesen, genau damit kalkuliert der Arbeitgeber.
Im Gespräch hat sich ergeben, dass es gut wäre, der Bevölkerung mehr zu vermitteln wie die Situation der Busfahrer ist und warum ihr Streik wichtig und ihre Forderung keineswegs maßlos ist, wie die Arbeitgeber versuchen das hinzustellen. Wir wollen Aushänge aufhängen, in denen wir auch unsere Solidarität mit den Busfahrern ausdrücken und ihre Forderungen erklären. Denn Solidarität und gemeinsam handeln ist immer besser. Wir drücken den Kollegen die Daumen beim weiteren Streik.