Bericht von Herr Z., einem Mitglied unseres Vereins, über seine Erfahrungen bei der Ausländerbehörde
In unserer wöchentlichen Gegenseitigen Hilfe erfuhren wir von dem Fall einer unserer Mitglieder aus Afghanistan. Die Familie Z. lebt seit über 5 Jahren in Deutschland. Vater M. erzählt seine Geschichte:
„Ende Januar 2014 kam ich aus England nach Deutschland. Nach England war ich 1999 gekommen, dort habe ich dann über 13 Jahre gelebt. Da in Deutschland aber schon viele meiner Verwandten gelebt haben, entschloss ich mich dann nach Deutschland zu ziehen und meine Familie nachzuholen. Am 3. Februar 2014 habe ich mich hier angemeldet. Meine Familie, meine Frau und meine vier Kinder kamen dann im August nach Deutschland. Einer meiner Söhne ist körperlich behindert, er muss im Rollstuhl sitzen und meine Frau kümmert sich Vollzeit um ihn. Deswegen konnte sie bis heute keinen Deutschsprachkurs besuchen. Das wurde auch mehrmals von einem Arzt bestätigt. Unser kann sich alleine schlecht bewegen, geht mittlerweile aber in die Schule und hat auch sehr gute Noten.
Am Anfang meiner Zeit in Deutschland arbeitete ich in einer afghanischen Firma, dann wurde ich dort gekündigt. Ich habe mich dann bei vielen Stellen beworben, aber mir wurde immer wieder gesagt, dass mein Deutsch nicht gut genug sei und ich erstmal Deutsch lernen soll. Deswegen hat das Jobcenter mich in einen Deutschkurs geschickt.
In Afghanistan bin ich nicht in die Schule gegangen, genauso meine Frau. Deswegen war für mich auch der Deutschkurs schwierig und ich sollte zuerst einen Alphabetisierungskurs machen, in dem ich lesen und schreiben lerne. Ich würde sehr gerne arbeiten, aber es ist sehr schwierig für mich einen Job zu finden.
Meine jüngste Tochter wurde dann im Juni 2017 in Deutschland geboren und ist somit britische Staatsbürgerin so wie ich.
Heute ist meine älteste Tochter fertig mit der Schule und macht ein Vollzeit-Praktikum, meine anderen Kinder gehen noch in die Schule oder suchen gerade nach einem Ausbildungsplatz.
Mittlerweile ist meine Familie seit über fünf Jahren in Deutschland. Deswegen haben wir am 17.06.2019 einen Antrag bei der Ausländerbehörde für einen unbefristeten Aufenthalt gestellt. Zuerst wollten sie uns einen Termin im Februar 2020 geben. Dann bin ich ins Ordnungsamt gegangen und habe einen Termin im September bekommen. Sonst hätte ich fast ein Dreivierteljahr auf einen Termin gewartet. Schließlich haben wir im September eine Antwort erhalten. Allerdings keinen Daueraufenthalt, sondern nur eine Aufenthaltsbescheinigung für 3 Monate. Was danach kommt, ist unklar. Dabei lebe ich und meine Familie seit jetzt über 5 Jahren rechtmäßig in Deutschland. Wir verstehen nicht, warum unsere Familie keinen dauerhaften Aufenthalt bekommt?
Wir waren mit Leuten vom Verein im Anwaltsverein, dort hat uns der Anwalt gesagt, dass wir das Recht auf Daueraufenthalt haben.
Daraufhin sind wir gemeinsam zur Ausländerbehörde, um Informationen zu bekommen und zu verstehen, warum die Familie nicht zu ihrem Recht kommt.
Eigentlich wollten wir den Sachbearbeitern in Ruhe nochmal den Fall schildern. Aber schon während der Begrüßung waren wir mit abwertenden Bemerkungen konfrontiert: „Ach ja, die kenn ich schon, dass sind die mit den vielen Kindern“. Anstatt uns sachlich über den aktuellen Stand zu informieren und unser Anliegen zu hören, wurden wir direkt abgewimmelt. Die Sachbearbeiter haben gar nicht richtig mit uns geredet, sondern über ihre Schreibtische hinweg gesagt, dass unser Antrag schon „abgelehnt sei“. Wir seien schon in einer anderen Abteilung, die zuständig für Ablehnungen von Aufenthaltsanträge sei. Als wir versuchten, sie zu fragen, warum wir eine Ablehnung bekommen, obwohl unsere Familie ein Recht auf Aufenthalt hat, sagt die Sachbearbeiterin, es sei nicht ihr Job uns die Gesetze zu erklären oder mit uns darüber zu diskutieren. Angeblich hätten sie intern bereits in ihrer Gruppe diskutiert, dass unser Antrag abzulehnen sei. Als Grund sagte sie, dass sie daran arbeiten würde meinen Freizügigkeitsstatus für die letzten 5 Jahre abzuerkennen, da ich nicht den ganzen Zeitraum Arbeit hatte: „Warum arbeiten sie nicht? 5 Jahre in Deutschland sind genug, um Arbeit zu finden und Deutsch zu lernen“. Die Gründe warum ich so schwer eine Arbeit finden kann haben sie gar nicht interessiert. Auch schriftlich wollte sie uns nichts geben.
Sie beendete das Gespräch, indem sie sich wortlos wieder ihrem Computer zuwendete. Sie hat nicht einmal Tschüss gesagt. Sind das respektvolle Umfangsformen?
Ist es nicht die Aufgabe der Behörden ihre Beschlüsse und Aussagen zu begründen und zu erklären?
Wie soll eine Familie, die noch nicht so gut Deutsch spricht und sich nicht mit den Gesetzen auskennt, das schwierige Behördendeutsch verstehen?
Jetzt ist meine ganze Familie verunsichert. Wir wissen nicht wie es weitergeht und haben Angst, dass wir vielleicht abgeschoben werden könnten. Dabei gefällt es uns in Deutschland und die Kinder wollen hier lernen und arbeiten, sich eine ganz normale Zukunft aufbauen.