LISA FRAGT

Lisa ist heute bei Tante Helga. Es ist Mittwoch, Ende Januar 2018. Ihre Mutter geht in die Abendschule, nach der Arbeit. Der Papa hat Spätschicht. Also kommt Lisa bei ihrer Tante unter. Die ist gerade in Mutterschaftsurlaub und nimmt Lisa gern mal zu sich, um ihre Schwester zu entlasten.

Lisa: Tante Helga. Wann kommt der Onkel Ali heute von der Arbeit?

Tante Helga: Du, heut’ kommt er gar nicht oder sehr spät erst. Die streiken doch bei ihm im Betrieb.

Lisa: Dann muss er ja gar nicht arbeiten. Warum kommt er dann nicht nach Hause?

Tante Helga: Süsse. Streiken heisst zwar, dass man nicht arbeitet, aber man bleibt beim Streikposten, um zu zeigen, dass die Forderungen ernst gemeint sind.

Lisa: Und was wollen die, wenn die streiken? Tante Helga: Mehr Geld, weniger Arbeitszeit, also mehr Zeit für die Familie. Lisa: Und warum kriegt man das, wenn man nicht arbeitet?

Tante Helga: Naja. Das kriegt man nicht einfach so. Wenn die Fabrikbesitzer diese Arbeiter brauchen und sie nicht durch andere ersetzen können, dann können die Arbeiter mehr Druck machen.

Lisa: Und warum gehen die Arbeiter nicht einfach wählen?

Tante Helga lacht: wie meinst du das?

Lisa: Die können ja wählen gehen, dass sie mehr Lohn wollen und dass sie weniger arbeiten müssen.

Tante Helga: Aber das kann man doch nicht wählen.

Lisa: Warum nicht? Niedrige Mieten kann man doch auch wählen.

Tante Helga lacht: Wo hast du das denn her?

Lisa: Hab ich auf dem Wahlplakat gelesen.

Tante Helga: Das sind doch nur Wahlversprechen. Dadurch werden die Mieten auch nicht niedriger.

Lisa: Weil, weisst du, mein Vater will auch mehr Lohn und will auch mehr zuhause sein. Aber bei denen streiken die nicht. Papa sagt, sonst kündigen die ihn, wenn er was sagt.

Tante Helga: Du, ich weiß auch nicht. Bei den Wahlen da gibt man seine Stimme halt nur ab, aber eigentlich weiss jeder, dass es am Ende doch anders kommt, als auf den Wahlplakaten steht. Deshalb gehen auch viele nicht mehr zur Wahl.

Lisa: Aber, davon hat mein Papa auch nichts…

Tante Helga: Ja. Aber, aber … jetzt ist mal Schluss mit Aber… jetzt wird gemampft. Und Morgen geht’s ab in die Schule und du kannst deine Lehrerin mit den Fragen löchern.