Einen Tag nach der Demonstration und nach dem vierten Tag der gemeinsamen Verweigerung des Essens der Unterkunft, kamen heute Vertreter der Stadt in die Unterkunft „In der Au“ in Frankfurt-Rödelheim.
Die Bewohner hatten einen Protestbrief formuliert, in dem sie die Situation in der Unterkunft und ihre Forderungen ausführen (siehe unten). Das Gespräch ergab, dass die Stadt angeblich Küchen einbauen will und dafür schon Pläne hat und einen Bauantrag gestellt hat, der Magistrat aber das Geld noch nicht bewilligt habe und die Bauaufsicht keine Genehmigung erteilt habe. Es würde noch bis zu 6 Monate dauern, bis die Küchen eingebaut werden würden.
Dieses erneute lange Vertrösten machte die Bewohner wütend und verzweifelt. Sie begannen eine Sitzblockade auf der Straße. Um die weiteren Schritte gemeinsam zu besprechen und zu überlegen, wie Unterstützung für die Anliegen organisiert werden kann, gibt es morgen ein Treffen.
Hier der Brief der Bewohner an die Stadt, die Öffentlichkeit und insbesondere die Einwohner Rödelheims und Frankfurts:
„Wir leben seit neun Monaten in der Unterkunft “In der Au” in Frankfurt-Rödelheim. Wir, das sind Familien mit kleinen Kindern und alleinstehende Menschen. Als wir in die Unterkunft eingeteilt wurden, wurde uns versprochen, dass es innerhalb weniger Wochen eine Gemeinschaftsküche geben wird. Doch seitdem ist nichts passiert. Wir haben uns vor vier Tagen entschlossen, das Essen des Caterers der Unterkunft zu verweigern und gegen die Verhältnisse in der Unterkunft zu protestieren.
Warum ist die Einrichtung einer Gemeinschaftsküche für uns so wichtig?
Das Essen des Caterers ist sehr schlecht. Morgens und Abends gibt es nur Brötchen mit Butter und Marmelade, Käse und billige Wurst. Es gibt sehr wenig Obst, meist nur einen Apfel pro Person. Zum Mittagessen gibt es sehr oft Kartoffeln und dazu schlecht riechendes Fleisch. Es gibt keine Möglichkeit, das Fleisch wegzulassen und etwas anderes zu essen, deshalb bleiben viele Bewohner hungrig. Die Ernährung ist nicht ausgewogen und die Zutaten von schlechter Qualität.
Viele von unseren Kindern können das Essen nicht essen. Wir müssen deshalb außerhalb der Unterkunft Essen kaufen, was aber teuer ist. Einige unserer Kinder sind krank und brauchen eine spezielle Ernährung. Dies ist mit dem Essen des Caterers nicht zu gewährleisten.
Hinzu kommt, dass die Essenszeiten sehr unpraktisch sind. Viele von uns kommen vom Deutschkurs oder von Behördenterminen und haben das Mittagessen verpasst, es gibt dann aber keine Möglichkeit mehr, etwas zu essen.
Mit einer Gemeinschaftsküche könnten wir ein gesundes und günstiges Essen zubereiten, zu den Zeiten, die für die Bewohner sinnvoll sind.
Wir gehen davon aus, dass der Caterer schätzungsweise mindestens ca. 300 Euro pro Person pro Monat abrechnen kann. Mit diesem Betrag könnten wir sehr leicht und mit wesentlich besserer Qualität uns selbst versorgen.
Die Nutzung der Gemeinschaftsküche einer anderen Unterkunft direkt neben unserer wird uns von der Leitung verboten.
Mehrere von uns haben sich bei der Leitung der Unterkunft, Herrn Chirillo, über das Essen beschwert. Als wir von unserem Deutschkurs zurückkamen, wurde uns der Eintritt in die Unterkunft verweigert, wir sollten für einen Tag in eine andere Unterkunft gehen. Diese Bestrafung ist unrechtmäßig und skandalös.
Seit neun Monaten fordern wir die Einrichtung einer Küche und werden immer nur vertröstet. Wir können keinen Grund sehen, warum in so einer langen Zeitspanne es nicht möglich sein soll, eine Gemeinschaftsküche einzurichten, zumal die Gebäude dafür geeignet sind. Zudem befinden sich auf dem Gelände Container, die wahrscheinlich recht schnell für eine Gemeinschaftsküche genutzt werden könnten. Nun sagt die Stadt Frankfurt laut Zeitungsberichten, dass „gegen Ende Herbst“ vielleicht eine Küche eingerichtet werden soll. Das wäre Ende November. Das ist zu spät. Wir fordern, dass die Einrichtungsarbeiten für die Küche spätestens nächste Woche (also in der 32. Kalenderwoche) beginnen.
Wir möchten die Einwohner Rödelheims und Frankfurts bitten, uns zu unterstützen. Wir denken, dass unser Anliegen gerechtfertigt ist.“