Beim zweiten Mitgliederfest von Zusammen e.V. im Dezember 2010 berichteten zwei Mitglieder von ihren Erfahrungen und machten sie so den anderen Mitgliedern bekannt. Die Themen Flucht und Wohnen standen im Mittelpunkt der Versammlung. Jangul Z. berichtete vom Schicksal seiner beiden Söhne, die auf der Flucht von Afghanistan in Griechenland gestrandet waren. Sie erlebten die katastrophale Situation für Flüchtlinge in Griechenland, wo zehntausende Menschen völlig sich selbst übverlassen sind.
Sie machten die Fahrt in LKWs mit, waren mit vielen anderen Flüchtlingen in Polizeizellen gesperrt und ein Sohn wurde entführt. Jangul erzählte, wie er es schaffte, seinen Sohn zu befreien. Er ist aber immer noch in Sorge, da die beiden Kinder zwar mittlerweile in einem Heim in Athen sind und die Erlaubnis zu ihrem Vater nach Deutschland zu kommen vorliegt, aber die Bürokratie die Einreise weiter verzögert. „Ich warte jeden Tag auf die Ankunft meiner Kinder und habe große Sorgen. Mein Sohn ist durch die Entführung traumatisiert und kann kaum schlafen, er will zu seinem Vater. Ich hoffe, dass die Einreise bald stattfindet und ich sie in meine Arme nehmen kann“ sagte Jangul zum Abschluss. Die rund 40 versammelten Mitglieder hörten gebannt zu und stellten viele Fragen. Die Empörung über die menschenunwürdige Flüchtlingspolitik war groß. Dass gerade die deutsche Bundesregierung für die Verschärfung an den EU-Außengrenzen verantwortlich ist und damit auch für die Menschenrechtsverletzungen empfanden die meisten als skandalös.
Said N. verwies in seinem Beitrag auf die vielen Kriege, die in seinem Heimatland Afghanistan in den letzten 30 Jahren stattgefunden haben und bis heute stattfinden. Die Zerstörung seines Landes zwang ihn zu fliehen, vorerst nach Pakistan, dann nach Deutschland. Hier muss er für ein menschenwürdiges Leben seiner Familie hart kämpfen. Seine aktuelle Situation zwingt ihn durch den Terror von Nachbarn und der viel zu kleinen Räume eine neue Wohnung zu finden. Nach einer langen Suche auf dem freien Wohnungsmarkt und mehreren gescheiterten Angeboten des Wohnungsamtes steht seiner Familie ab Ende Januar die Unterbringung in einer Notunterkunft bevor. Das möchte Said in jedem Fall verhindern, da es für Familien kaum adäquate Möglichkeiten gibt. „Ich bin nicht nur verzweifelt, sondern sauer über die Situation. Warum ist es hier unmöglich, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Ich denke darüber nach, Deutschland zu verlassen. Aber haben ich und meine Familie nicht schon genug Flucht und Verfolgung hinter uns?“ fragte Said in die Runde. Die anwesenden Mitglieder diskutierten über die gerade für Familien katastrophale Wohnungssituation in Frankfurt. Es meldeten sich mehrere andere Mitglieder zu Wort, die das gleiche Problem haben. Nach einer Präsentation zu Zahlen und Fakten des öffentlichen Wohnungsbaus in Frankfurt entschied die Versammlung, am Donnerstag, den 16.12.10 um 14:00 vor das Wohnungsamt zu ziehen, um dort gegen die Wohnungspolitik der Stadt und für Wohnungen für alle zu demonstrieren.
Neben Ausstellungen zum 1. Mai, der Wohnungspolitik und der Geschichte des Vereins, wurde eine große Stadtteilkarte aufgebaut, auf der Mitglieder Symbole anbringen konnten. Diese Symbole sollte darstellen, wie man sich den Stadtteil wünscht. Beispielsweise wurde mehr Platz für Kinder, große Wohnungen und ein großes Stadtteilzentrum mit viel Platz für Kreativität und Austausch auf die Karte gebracht. Außerdem konnte gekennzeichnet werden, welche Probleme es im Stadtteil gibt, beispielsweise Drogen- und Suchtprobleme oder zu viele Autos. Diese Stadtteilkarte soll bei den nächsten Mitgliederfesten weiter gefüllt werden.
Insgesamt war das Mitgliederfest von einer freundschaftlichen und interessierten Atmosphäre geprägt. Wir wollen im Frühling das nächste Fest veranstalten, um den Austausch unter den Mitgliedern weiter zu stärken.