„Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme“ oder Vorbereitung auf Niedriglohnjob?

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Copyright: Zusammen e.V.

Ein Gespräch mit der Schülerin Nathaly bei Zusammen e.V.

Was waren deine Zukunftspläne?
„Als ich letztes Mal im Jobcenter war, gab mir die Beraterin Vorschläge, was ich in Zukunft machen könnte. Ich sagte ich wolle einen Abschluss nachholen, denn das ist notwendig für eine Ausbildung zur Arzthelferin.

Wie hat die Beraterin im Jobcenter reagiert?
Sie entmutigte mich und übte Druck aus, um mich statt an einer Schule, an einer so genannten berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme teilnehmen zu lassen.

Was kann man sich unter einer Berufsvorbreitenden Bildungsmaßnahme vorstellen?
Dort verbrachte ich den ganzen Tag damit, mir Vorträge über den Altenpflegeberuf anzuhören und Techniken zu lernen, die kaum mit dem Arzthelferberuf zusammenhängen.


Denkst du, du hast etwas bei dieser BVB gelernt?
Aus der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme konnte ich keine für mich lehrreichen Erfahrungen ziehen, war aber trotzdem dem Druck des Jobcenters ausgesetzt, was dadurch meine Zukunft in prekäre Arbeitsverhältnisse lenken wollte.

Was hast du nach der BVB gemacht?
Ich war auf der Suche nach der Möglichkeit, meinen Hauptschulabschluss nachzuholen. Dabei hat mir eine Mitarbeiterin von der BVB heimlich geholfen. Eigentlich war sie nicht für mich zuständig. Zum Schluss ist es mir gelungen, bei der Lehrerkooperative meinen Abschluss nachzuholen. Wenn ich meinen Abschluss gemacht habe, möchte ich danach meinen Realschulabschluss nachholen, um danach eine Ausbildung anzufangen.”

Nathaly, 18

Jedes Jahr bringt ein Jahrgang eine gewisse Zahl junger Leute, die keinen Abschluss erhalten. Um nun diese Menschen wenigstens noch irgendwie zu verwerten, und in den Niedriglohnsektor drängen zu können, werden diese jungen Leute vom Jobcenter in diese so genannten Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen weitergeleitet.
Diese berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen dienen nicht der „Vorbereitung und Eingliederung in die Ausbildung“, wie die Bundesagentur für Arbeit es selbst behauptet, sondern der Vermittlung von Kenntnissen über einfachste Formen von Arbeit, vorbereitend auf Niedriglohnjobs. Anstatt also Jugendlichen eine qualitative Ausbildung zu vermitteln, werden diese in diesen berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen auf stundenlanges Fenster putzen, oder auf für andere Niedriglohnjobs notwendige Fähigkeiten trainiert.