“Ach ja, Afghanen”

ZseV JC SchkaneEin kurzer Bericht von unserem heutigem Treffen für gegenseitige Hilfe:
Ein neues Mitglied von uns, Herr S., gebürtiger Afghaner, britischer Staatsbürger, Mitte vierzig ist vor ca. fünf Monaten nach Deutschland eingewandert, nachdem er um die zwanzig Jahre in Großbritannien gearbeitet hatte. Er arbeitet hier bei einem Gebäudedienstleister in einer Vollzeitbeschäftigung. Er holte seine Familie aus Afghanistan. Drei seiner Söhne sind über sechzehn. Sein Lohn reicht, wie bei vielen, nicht zum Leben. Fast das gesamte Einkommen geht für die Miete drauf, die ungefähr 1200 Euro beträgt. Bisher hat er keinen Cent von der Familienkasse gesehen. Wir haben im Verein einen Antrag auf ergänzende Leistungen gestellt.

Seine Söhne, die über sechzehn sind, hatten eine Einladung vom Jugendjobcenter in Sachsenhausen erhalten. Herr S. organisierte sich einen Übersetzer, weil die Jobcenter-Mitarbeiter sich weigern englisch mit ihm zu sprechen. Als sein erster Sohn dran war, passierte folgendes:

Der Mitarbeiter des Jobcenters blätterte gelangweilt in den Unterlagen und wiederholte immer wieder sinngemäß: „Ach ja Afghanen. Die kommen hierher, weil sie unser Geld haben wollen.“ Das hörte sich der Übersetzer, auch ein langjähriges Mitglied von Zusammen e.V. nicht lange an. Er wies den Mitarbeiter darauf hin, dass er von den Steuern des Vaters, aber auch von seinen eigenen (also des Übersetzers) bezahlt würde und hier nicht wegen seiner politischen Meinung angestellt sei, sondern um seinen Job zu machen. Er erklärte ihm, dass die Antragsteller ein Recht auf Leistungen hätten, und nicht zum Betteln hierhergekommen seien. Als der Vater vom Inhalt des Gesprächs erfuhr, das sich in einem offenen Beratungsraum mit mehreren Leuten befand, mischte er sich auch ein. Er fragte den Mitarbeiter laut und deutlich, so dass es auch jeder verstehen könne, ob er denn wisse, warum die paar Tausend Deutsche in seinem Heimatland Afghanistan wären. Dieser antwortete nicht. Der Vater fuhr weiter: „Diese Deutschen sind nicht dort, um zu arbeiten, wie wir. Sie sind dort wegen unseren Reichtümern, unseren Rohstoffen, wegen Geld also.“

Es sammelten sich während der verbalen Auseinandersetzung mehrere Leute und hörten zu. Wir hörten uns beim heutigen Treffen den Bericht des Herrn S. bis zum Ende genau an und waren beeindruckt davon, dass sie sich so behauptet haben. Das trauen sich viele leider nicht. Am Ende des Gesprächs scheint sich der Mitarbeiter entschuldigt zu haben.

Herrn S. sah man sichtlich seinen Stress an. Vor ein paar Wochen war er noch guter Dinge und dachte, dass es hier in Deutschland viel besser als in England sei. Aber heute sagte er, dass er in dieser kurzen Zeit zwei Welten in Deutschland kennengelernt hat: in der einen Welt ist man sehr nett zu ihm, wenn man etwas von ihm will, aber sobald er etwas braucht, dann landet er in der anderen Welt, wo man ihn unterbuttern will. Das wird wohl überall in der Welt gleich sein.

 

Baugenehmigung erteilt!

ZseV Protest310717 photo 2017 07 31 15 15 53Heute morgen informierte uns Herr Amend von der Bauaufsicht, dass gestern (Donnerstag, 10.08.17) die Genehmigung für den Bau der Küchen erteilt wurde! Beantragt und genehmigt wurde eine Leichtbauhalle, in die Kochgelegenheiten gebaut werden.

Das ist ein Erfolg der Bewohner!
Ihr Protest ist nicht leicht, sie werden vom Träger der Unterkunft unter Druck gesetzt und von der Stadt an der Nase herumgeführt. Aber sie blieben hartnäckig und stehen für ihre Rechte gemeinsam ein.

Nun liegt ganz offiziell der Ball beim Sozialdezernat. Wann gehts los mit dem Bau?

Kommt bald die Genehmigung für den Bau der Küche?

Wie versprochen, hat Herr Amend von der Bauaufsicht sich informiert und den Bewohnern folgende Informationen mitgeteilt:
Es wurde ein Bauantrag gestellt für eine Leichtbauhalle mit Kochgelegenheiten auf dem Gelände der Unterkunft. Der Bauantrag wurde bisher noch nicht angenommen, da Unterlagen fehlten. Nun hat die Behörde entschieden, den Bauantrag dennoch anzunehmen und schnell zu bearbeiten. Die Genehmigung soll bis Ende dieser Woche erteilt werden. Es kann dennoch ein paar Wochen dauern, bis die Küchen eingerichtet werden.

Die Teile für die Halle sind bereits auf dem Gelände. Der Eigentümer des Grundstücks, die Sahle GmbH muss aber noch die Infrastruktur beauftragen (Abflüsse, etc.). Dies widerspricht zum Teil den Aussagen von Frau Skotnik vom Sozialdezernat (siehe unseren vorherigen Bericht). Es wäre also sinnvoll, bei Sozialdezernat und der Sahle GmbH nachzuhaken und klar zu machen, dass nun schnell gehandelt werden muss.

Sozialdezernat: 069 212 47380, DezernatVIII@stadt-frankfurt.de

Sahle: Sahle Baubetreuungsgesellschaft mbH, Bismarckstraße 34, 48268 Greven, Tel. 02571 81 0, Fax 02571 81 402

kontakt@sahle.de

 

Wurde die versprochene Küche nie geplant?

zsev 030817 photo 2017 08 03 12 16 44Die Bewohner der Unterkunft „In der Au“ haben sich heute auf den Weg zu den städtischen Behörden gemacht. Vor zwei Tagen wurde ihnen von einer Vertreterin der „Stabsstelle Flüchtlinge“, Frau Weber, mitgeteilt es sollten ja Küchen gebaut werden, es hänge nur noch an der Genehmigung und am Geld.

 

Also ging es zunächst zur Bauaufsicht mit der Frage, ob ein Bauantrag gestellt worden sei und ob er genehmigt würde, oder woran es hakt. Dort wurden die Bewohner vom sichtlich überraschten und freundlichen stellvertretenden Leiter der Behörde, Herrn Amend, empfangen. Er hörte sich die Fragen an und versprach, zu prüfen, ob es einen Bauantrag gibt und wo vielleicht Probleme liegen könnten. Er war auch nicht ganz sicher, ob überhaupt ein Bauantrag nötig sei und er werde das prüfen. Sobald seine Informationen vorliegen, werden wir sie mitteilen.

 

Wir gingen weiter zum Büro des Magistrats, denn es hieß, dieser müsse das Geld bewilligen. Dort wurden wir weiter geleitet zu einem Referenten des Oberbürgermeisters, Herrn Böhm-Ott. Er sagte, er sei nicht zuständig, aber er sei sich sehr sicher, dass es für solch ein Bauvorhaben keinen Extra-Antrag an den Magistrat brauche, sondern dass dies aus dem Haushalt des Sozialdezernats bestritten wird.

 

Also ging es weiter zum Sozialdezernat. Und tatsächlich waren wir hier an der richtigen Stelle. Die Sprecherin der Sozialdezernentin, Frau Skotnik, machte klar, dass noch gar kein Bauantrag gestellt worden sei. Es hänge an der Finanzierung. Auch dafür ist das Sozialdezernat zuständig, wie sie bestätigte. Auf die Frage, wo denn dann das Problem mit dem Geld sei, antwortete sie nicht direkt. Es gäbe eben viele Fragen zu klären, unter andrem habe der Eigentümer des Grundstücks, die Immobilienfirma Sahle GmbH, wohl einen Kostenaufschlag verlangt und da das Sozialdezernat Revisionspflicht habe, würde das dauern. Bedeutet das, dass ein privater Investor mehr Geld aus dem Grundstück holen will und deshalb das Geld nicht bewilligt wird und die Küchen nicht gebaut werden?

 

Die Bewohner fragten die Vertreterin der Behörde, ob sie den Plan für die Errichtung der Küchen sehen könnten. Daraufhin sagte Frau Skotnik: „Mit welcher Berechtigung?“. Später behauptete sie, sie sei sich nicht ganz sicher, ob überhaupt ein Plan existiere. Frau Weber von der Stabsstelle hatte am Dienstag den Bewohnern versprochen, dass der genaue Plan in der Unterkunft ausgelegt wird, damit sich die Bewohner ihn anschauen können.

 

Frau Skotnik behauptete, es sei nie davon die Rede gewesen, dass dort Kochstellen gebaut würden. Dies entspricht nicht den Tatsachen. Das Dezernat betonte im November 2016  ausdrücklich, dass Gemeinschaftsküchen für die Bewohner in der Unterkunft geplant sind. Frau Skotnik kündigte in der Presse an: „Statt einer Großküche sollten in dem Gebäude Gemeinschaftsküchen entstehen, in denen die Bewohner ihr Essen selbst zubereiten können, um so auch die sozialen Kontakte zu pflegen.“ (FNP 3.11.16)

 

Heute behauptete sie, es sei eine Großküche für den Caterer WISAG geplant gewesen, die aber wegen zu hoher Kosten abgelehnt worden sei. Erst im März habe sich das Sozialdezernat dazu entschlossen, Kochstellen einzurichten. Auf die Frage, warum nicht schon längst gebaut wurde, deutete sie etwas von Abflüssen an. Es bleibt weiter unklar, ob das Sozialdezernat wirklich plant, Küchen einzurichten oder ob es nur eine Beschwichtigung gegenüber den Bewohnern ist.

 

Auf die Kritik der Bewohner, dass die Situation sehr schlecht ist, sagte sie, die Stabsstelle müsse so viele Menschen betreuen, das ginge nun mal nicht anders. Als die Bewohner die Sprecherin der Sozialdezernentin darauf hinwiesen, dass sie aus Protest seit sieben Tagen nicht mehr das Essen des Caterers annehmen, sagte Frau Skotnik. „Wenn Sie nicht mehr essen wollen, ist das Ihr Problem.“

 

Nachdem klar war, dass keine weiteren Informationen zu bekommen waren, gingen die Bewohner und berieten, was sie nun am besten machen können.

 

Ihre Lage ist schwierig und der Druck ist groß. Seit sie mit dem Protest begonnen haben, hat sich das Verhalten der Johanniter in der Unterkunft verändert. Briefe werden nicht mehr erklärt, es werden keine Kopien von Dokumenten gemacht und es gibt das Gerücht, dass die Leitung der Unterkunft eine Liste mit den Namen der Bewohner anlegt, die sich am Protest beteiligen. Die Bewohner fordern, dass diese Behandlung aufhört.

 

Protestbrief der Bewohner der Unterkunft “In der Au”

Einen Tag nach der Demonstration und nach dem vierten Tag der gemeinsamen Verweigerung des Essens der Unterkunft, kamen heute Vertreter der Stadt in die Unterkunft „In der Au“ in Frankfurt-Rödelheim.

Die Bewohner hatten einen Protestbrief formuliert, in dem sie die Situation in der Unterkunft und ihre Forderungen ausführen (siehe unten). Das Gespräch ergab, dass die Stadt angeblich Küchen einbauen will und dafür schon Pläne hat und einen Bauantrag gestellt hat, der Magistrat aber das Geld noch nicht bewilligt habe und die Bauaufsicht keine Genehmigung erteilt habe. Es würde noch bis zu 6 Monate dauern, bis die Küchen eingebaut werden würden.

Dieses erneute lange Vertrösten machte die Bewohner wütend und verzweifelt. Sie begannen eine Sitzblockade auf der Straße. Um die weiteren Schritte gemeinsam zu besprechen und zu überlegen, wie Unterstützung für die Anliegen organisiert werden kann, gibt es morgen ein Treffen.

Hier der Brief der Bewohner an die Stadt, die Öffentlichkeit und insbesondere die Einwohner Rödelheims und Frankfurts: 

 

„Wir leben seit neun Monaten in der Unterkunft “In der Au” in Frankfurt-Rödelheim. Wir, das sind Familien mit kleinen Kindern und alleinstehende Menschen. Als wir in die Unterkunft eingeteilt wurden, wurde uns versprochen, dass es innerhalb weniger Wochen eine Gemeinschaftsküche geben wird. Doch seitdem ist nichts passiert. Wir haben uns vor vier Tagen entschlossen, das Essen des Caterers der Unterkunft zu verweigern und gegen die Verhältnisse in der Unterkunft zu protestieren.

Warum ist die Einrichtung einer Gemeinschaftsküche für uns so wichtig?

Das Essen des Caterers ist sehr schlecht. Morgens und Abends gibt es nur Brötchen mit Butter und Marmelade, Käse und billige Wurst. Es gibt sehr wenig Obst, meist nur einen Apfel pro Person. Zum Mittagessen gibt es sehr oft Kartoffeln und dazu schlecht riechendes Fleisch. Es gibt keine Möglichkeit, das Fleisch wegzulassen und etwas anderes zu essen, deshalb bleiben viele Bewohner hungrig. Die Ernährung ist nicht ausgewogen und die Zutaten von schlechter Qualität.

Viele von unseren Kindern können das Essen nicht essen. Wir müssen deshalb außerhalb der Unterkunft Essen kaufen, was aber teuer ist. Einige unserer Kinder sind krank und brauchen eine spezielle Ernährung. Dies ist mit dem Essen des Caterers nicht zu gewährleisten.

Hinzu kommt, dass die Essenszeiten sehr unpraktisch sind. Viele von uns kommen vom Deutschkurs oder von Behördenterminen und haben das Mittagessen verpasst, es gibt dann aber keine Möglichkeit mehr, etwas zu essen.

Mit einer Gemeinschaftsküche könnten wir ein gesundes und günstiges Essen zubereiten, zu den Zeiten, die für die Bewohner sinnvoll sind.

Wir gehen davon aus, dass der Caterer schätzungsweise mindestens ca. 300 Euro pro Person pro Monat abrechnen kann. Mit diesem Betrag könnten wir sehr leicht und mit wesentlich besserer Qualität uns selbst versorgen.

Die Nutzung der Gemeinschaftsküche einer anderen Unterkunft direkt neben unserer wird uns von der Leitung verboten.

Mehrere von uns haben sich bei der Leitung der Unterkunft, Herrn Chirillo, über das Essen beschwert. Als wir von unserem Deutschkurs zurückkamen, wurde uns der Eintritt in die Unterkunft verweigert, wir sollten für einen Tag in eine andere Unterkunft gehen. Diese Bestrafung ist unrechtmäßig und skandalös.

Seit neun Monaten fordern wir die Einrichtung einer Küche und werden immer nur vertröstet. Wir können keinen Grund sehen, warum in so einer langen Zeitspanne es nicht möglich sein soll, eine Gemeinschaftsküche einzurichten, zumal die Gebäude dafür geeignet sind. Zudem befinden sich auf dem Gelände Container, die wahrscheinlich recht schnell für eine Gemeinschaftsküche genutzt werden könnten. Nun sagt die Stadt Frankfurt laut Zeitungsberichten, dass „gegen Ende Herbst“ vielleicht eine Küche eingerichtet werden soll. Das wäre Ende November. Das ist zu spät. Wir fordern, dass die Einrichtungsarbeiten für die Küche spätestens nächste Woche (also in der 32. Kalenderwoche) beginnen.

Wir möchten die Einwohner Rödelheims und Frankfurts bitten, uns zu unterstützen. Wir denken, dass unser Anliegen gerechtfertigt ist.“

Wir brauchen eine Küche!

photo 2017 07 31 15 15 53Geflüchtete protestieren gegen schlechte Verhältnisse in der Unterkunft „In der Au“

Seit Monaten wird den Geflüchteten in der Unterkunft „In der Au“ in Frankfurt-Rödelheim versprochen, dass eine Küche eingerichtet wird, in der sie selbst kochen können. Doch passiert ist nichts. Das Essen des Caterers ist sehr schlecht, mit dem wenigen Geld der Asylbewerberleistungen müssen sich die Bewohner gekochtes Essen kaufen. Die Kinder verweigern das Essen der Unterkunft und werden krank.
Vor drei Tagen haben sich die Bewohner entschlossen, die Annahme des Essens gemeinschaftlich zu verweigern. Heute sind sie vor die Unterkunft gezogen, haben Banner mit ihren Forderungen bemalt und sind mit einer Demonstration zum Bahnhof Rödelheim gezogen.
Die Verantwortung der Unterkunft liegt bei der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH). Der Leiter der Unterkunft, Massimo Chirillo, wies die Verantwortung von sich und meinte, die Flüchtlinge sollten sich an die Stadt wenden.
Morgen will sich die „Stabsstelle Flüchtlinge“ der Stadt Frankfurt nach Rödelheim bequemen. Die Bewohner der Unterkunft sind entschlossen, ihren Protest so lange fortzusetzen, bis die Leitung der Unterkunft auf ihre Forderungen eingeht, und zwar nicht nur verbal, sondern praktisch. Weiter Forderungen der Bewohner sind: Die Duschen müssen repariert werden, auf den Zimmern der Familien muss es Kühlschränke geben und in der Unterkunft soll W-Lan eingerichtet werden. Im vergangenen Jahr wurde die Unterkunft angekündigt und war sofort umstritten. Oliver Pitsch von der JUH präsentierte sie mit Manuela Skotnik (Stabsstelle Flüchtlinge) als Vorzeigeunterkunft an, die auf die Bedürfnisse der Bewohner genau eingehen werde. Dies hat sich nicht bewahrheitet, wie zu erwarten war.
Unterstützt die Bewohner und sendet Protestschreiben an die Johanniter-Unfallhilfe Frankfurt und an die „Stabsstelle Flüchtlinge“.

Selbstversuch

Manchmal probiere ich aus, ob mein Hartz IV-Satz ausreicht, um den ganzen Monat davon zu leben. Wenn dann für die letzte Woche nur noch fünf Euro übrig sind, nehme ich das mit optimistischem Sportsgeist. Es ist eine gute Erfahrung, wenn man mehrere Tage von Nudeln und Kartoffeln lebt. Erst, wenn wieder Geld auf dem Konto ist, gibt’s was zu futtern.

Und letztens war das richtig toll! Ich habe Äpfel gekauft und Rosenkohl. Dieser Geschmack! Den Rosenkohl habe ich regelrecht in mich rein geschaufelt. Die Tage davor hatte ich mich gefühlt, als würde ich krank werden. Und kaum esse ich etwas anderes als Nudeln, bin ich wie verwandelt. Ich bin einfach nur satt, fit und glücklich!

Jeden Monat habe ich keine Lust darauf. Zum Glück kann ich zweimal im Monat zur Tafel und mich, wenn nichts mehr geht, auch mal bei Freunden zum Essen einladen.

Für die „Ja, aber…“- Leute:

Ich vergeude nichts von meinem Geld. Ich rauche und trinke nicht und fahre nicht in den Urlaub. Was ich besitze stammt fast komplett vom Flohmarkt. Das finde ich soweit ok. Scheiße ist nur, dass es nicht anders geht! Jeder, der Arbeit finden will, findet auch welche? Hah! Wir sind alle wie in einem riesigen „Reise-nach-Jerusalem“ Spiel um die wenigen Lohnarbeitsplätze, bei denen kein Aufstocken nötig ist. Leute, kapiert mal: Wir normalen Menschen sitzen alle im selben Boot. Wir sollten zueinander stehen und uns gegenseitig helfen. Und nicht mich aufs Übelste beschimpfen, was für ein Schmarotzer ich wäre!

Die Schmarotzer und Schweinehunde sitzen ganz woanders!

Bericht einer Mutter mit kleinem Kind,

Mitglied von Zusammen e.V.

Wieviel es mindestens sein müsste

Der Staat legt im Regelsatz für ALG II (Hartz IV) fest, was wir zum Leben brauchen. Dies ist absichtlich niedrig berechnet, um Druck auf die Erwerbslosen und auf die Löhne auszuüben.

Momentan sind 409 Euro für einen Erwachsenen vorgesehen. Es müssten aber mindestens 600 Euro sein, um das Existenzminimum abzudecken (siehe Tabelle).

Hier nur ein Beispiel: Die Ernährung.
Für Essen und Trinken stehen einem Erwachsenen 4,83 Euro am Tag zu. Darin sind 60 cent für Getränke vorgesehen.
Für das Mittag- und Abendessen sin

d 1,88 Euro vorgesehen, für das Frühstück 0,93 Euro. Für Zwischenmahlzeiten ist nichts vorgesehen.
Ein Erwachsener braucht im Durchschnitt rund 2500 Kalorien am Tag, um sich ausreichend zu ernähren und bewegen zu können. Für 1000 Kalorien braucht man 3,15 Euro, wie Berechnungen des Instituts für Kinderernährung in Dortmund ergeben haben. Für 2500 Kalorien bräuchte man also 8,03 Euro am Tag. 4,69 Euro reichen nur für ca. 1500 Kalorien. Es fehlen also 100 Euro im Monat für Ernährung.

MindestlohnDass man von einem Lohn von 8,84 Euro brutto nicht leben kann, ist kein Geheimnis. Ein Alleinstehender müsste schon bei einer Warmmiete von 381 Euro Hartz IV beantragen.

Um einen Lohn zu errechnen, der das Minimum abdeckt, muss man zu den 600 Euro, die für Essen, Strom, etc. vorgesehen sind noch hinzuzurechnen:

– durchschnittliche Wohnkosten von 420 Euro

– und einen zusätzlichen Betrag von 300 Euro, der bei Erwerbstätigen die zusätzlichen Kosten (erhöhte Mobilität, gesteigerter Bedarf an Kleidung, etc.) abdeckt.

Daraus ergibt sich eine Summe von 1320 Euro netto, die durch einen Mindestlohn abgedeckt werden müssten. Das wären ca. 1900 Euro brutto im Monat, bei einer 38,5-Stunden-Woche wären das 12,33 Euro in der Stunde brutto.

 

Immer mehr Menschen arbeiten nur Teilzeit oder sind geringfügig beschäftigt. Mit ihrer geringeren Stundenzahl kämen sie nicht auf das nötige Minimum. Deshalb ist eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 30 Stunden notwendig, um die Arbeit besser zu verteilen. Dies muss aber bei vollem Lohnausgleich stattfinden, sonst wäre es ein Lohnverlust für alle. Und es muss bei vollem Personalausgleich stattfinden, sonst würde es nur zu härterer und intensiverer Arbeit bei den Beschäftigen führen und nicht zu einer besseren Verteilung der Arbeit.